03.08.2021

Schnell nahm sie statt der Pinsel ein Gewehr in die Hand

 

Sie war eine Kämpferin. Eine Künstlerin. Für ihren Lebensmenschen Jean Tinguely „die größte Plastikerin des 20. Jahrhunderts“ – für die Spießbürger der frühen Bundesrepublik eine einzige Provokation. Dabei ging es bei der heftigen Auseinandersetzung Mitte der 1970er Jahre in Hannover „nur“ um die „Nanas“, diese knallig-bunten, kurvigen Frauenfiguren, mit denen Niki de Saint Phalle den Frauen-an-sich, der Mütterlichkeit, dem rasant Kurvigen ein Denkmal setzte.

 

Die 1930 geborene, französisch-amerikanische Kosmopolitin konnte noch ganz anders! Sie begann als junge Frau mit Gemälden, aber schnell nahm sie statt der Pinsel ein Gewehr in die Hand – und begann, auf ihre Gipsreliefs zu schießen. Der „Trick“: In den Wölbungen und Kammern der Reliefs waren Farbbeutel versteckt. Ein diabolisches Vergnügen, aber nicht nur das. Die Titel der Werke verraten es: „Portrait of my lover“. Hier wurde heiliger Zorn verhandelt. Niki de Saint Phalle war nur scheinbar als eine behütete Tochter adeliger Eltern aufgewachsen – sie war auch ein Missbrauchsopfer, ein im Stich gelassenes Kind. Insofern hat die feine Niki de Saint Phalle, man muss es so drastisch sagen, aus purem Mist – Gold gesponnen, als sie begann, ihre Wut und ihre (Alb-)Träume in polyesterglatte, scheinbar schöne Plastiken zu verwandeln. Und diesen Weg der Verwandlung können wir als Leser*innen mitgehen.

 

Suhrkamp/Insel geht das Wagnis ein, eine Romanbiografie von mir zu erwarten. Dafür gibt es großartige Vorbilder wie Ulrike Draesner mit ihrer Kurt-Schwitters-Biografie – und ganz schlimme wie jüngere Bücher über Grace Kelly oder Frida Kahlo. Etwas halbwegs Anständiges zu schaffen, das wäre schon ganz gut. Erscheinen soll die biografische Annäherung im Frühjahr 2022. 

 

In Hannover ist man als Autorin, die über Niki de Saint Phalle schreibt, privilegiert: Hier gibt es nicht nur die berühmte Grotte in den Herrenhäuser Gärten, sondern auch das Sprengel-Museum: Seit dem Jahr 2000 beherbergt es mit 400 Werken den größten Teil des Nachlasses. Wie nannte der Direktor des Sprengel-Museums, Ulrich Krempel, damals die große Schenkung völlig zu Recht: „La fete“.

 

Ist es ein gutes Zeichen, wenn ein Eisenbahn-Unternehmen einen Schutzengel in Auftrag gibt? Die Schweizer RBB leistete sich jedenfalls den monumentalen

 „L’Ange Protecteur“, einen 11 Meter langen, voluminösen Schutzengel von Niki de Saint Phalle. Ich habe den Himmelskörper in Zürich ein paar Tage lang untersuchen dürfen. Meine persönlichen Schutzengel waren zwei Schweizer Restauratoren, die auf unterschiedlichste Weise gleich schwingen: Petra Helm und Christian Marty von Ars Artis sind Spezialisten für Riesenpanoramen (einerseits) und die Kunst der Zeichnung (andererseits). Den Schutzengel im Zürcher Hauptbahnhof (gleich bei Gleis 14, in der großen Halle) pflegen sie seit Jahren. Sie zeigten mir ihr Handwerk, das eher Kunst ist. Und herrlich gegessen haben wir auch. 

04.01.2017

Alles wandelt sich - Ovid und das grausame Rumänien

 

Ovid? Das ist doch der mit Amor und Psyche und den vielen Geschichten von Verwandlungen und Abschied? Genau. Und  die kluge, in Irland lebende Autorin Gabrielle Alioth kam auf die Idee, uns, Ihre Schriftsteller-Kollegen, zu fragen, was wir mit Ovids Geschichten anfangen könnten. Eine ganze Menge! 

Viele, sehr verschiedene Geschichten, Anekdoten und Gedichte sind so in dem Sammelband „Alles wandelt sich - Echos auf Ovid“ zusammengekommen (Herausgegeben von Gabrielle Alioth und Hans-Christian Oeser, P&L Edition, München 2016, 208 Seiten, € 14,80 / ISBN 978-3-95669-083-9)

 

Sich mit einem antiken Text auseinanderzusetzen, war eine echte Herausforderung. Für mich war aber gleich klar, „welchen Ovid“ ich beim Schopfe packe: Es ist die Sage von Aktaion, dem Jäger, der Diana beim Baden erwischt. Aktaions erotische Neugier rächt sich grausam … Mich hat die Geschichte in meine Jugend zurück katapultiert. Damals habe ich drei schreckliche Wochen in einem sogenannten „Urlaub“ in Rumänien verbracht. Schrecklich, weil das Land unter der Knute des Diktators Ceausescu ächzte - und unter dem grausamen Regime des Geheimdienstes. Daraus habe ich ein Langgedicht in der Form von Ovids Aktaion gemacht. 

Lesen Sie selbst!

 

 

 

04.01.2016 

Clara Arnheim - Informationen gesucht!

Die Berliner Malerin starb 1942 in Theresienstadt

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